Angedacht

April 2024

Angedacht von Pastorin Rauchfleisch

Flohmärkte ziehen mich magisch an. Ich finde es spannend auf Tischen zu stöbern, besonders jetzt im Frühjahr. Viele haben die Wintermonate genutzt um zuhause dies und das auszusortieren und zu entrümpeln. Klar, eigentlich gebrauche ich nichts davon, aber vielleicht ist ja doch noch etwas dabei, was wirklich richtig schick ist. Oder was richtig alt und wertvoll ist – da gibt es ja bei „Bares für Rares“ die tollsten Geschichten. Und manchmal kann man ja auch Glück haben: da findet sich eine Tasse aus dem Lieblingsservice, die es im Handel gar nicht mehr gibt. Auch manches Plüschtier für die Enkelkinder hat hier schon seinen Besitzer gewechselt. Auch Kinderspielzeug und Bekleidung sind oft heiß begehrt.

Mich laden immer ganz besonders die Tische mit Büchern zum Stöbern ein. Selten gehe ich vorbei ohne wenigstens einen kurzen Blick auf das Angebot zu werfen. Zwischen Krimis, Romanen und Kochbüchern findet sich immer mal wieder auch eine Bibel. Ganz gleich ob alt oder neu, gut erhalten oder schon aus dem Leim gegangen. Ein bisschen verstaubt sehen sie fast alle aus. Oft erzählen sie ein wenig von der Familiengeschichte der Besitzer: Widmungen von Pfarrern und alte, schon verblichene Siegelabdrücke von Kirchengemeinden finden sich darin. Und es lässt sich leicht erkennen: hier hat sich jemand von seiner Konfirmations- oder Traubibel getrennt. Da scheint dann nicht nur das Buch an sich, sondern auch der Inhalt nur noch „Trödelwert“ zu haben. Worte aus dem Alten und Neuen Testament werden als genauso verstaubt und nutzlos betrachtet wie ihr äußerer Einband. Schade ist das. Denn ich glaube schon, dass es Zeiten im Leben gibt, in denen gerade Worte aus der Bibel Mut machen und Trost schenken können. Worte, die von der Liebe und Zuwendung Gottes berichten.

Ein solches Wort steht in den Klageliedern, im Alten Testament der Bibel: „Der Herr ist freundlich dem, der auf ihn wartet, und dem Menschen, der nach ihm fragt.“ (Kap. 3,25) Gott ist uns Menschen freundlich gesonnen. Ostern haben wir diese Liebe Gottes gerade gefeiert. Seine Freundlichkeit und Liebe geht so weit, dass er den Tod besiegt hat. Für uns. Das kann man nachlesen im Evangelium nach Markus (Kap. 16,1-8). Vielleicht ist die Bibel ja gar nicht so verstaubt, dass sie auf den Trödel gehört, sondern doch einen Platz im Bücherschrank hat.

Wissen Sie eigentlich noch, wo Ihre Bibel ist?

Es grüßt sehr herzlich

Petra Rauchfleisch

Pastorin im Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte.